Die NaturFreunde – Wer sind wir?

  • 1895 in Wien von österreichischen Sozialisten gegründet
  • sind eine internationale Umwelt-, Kultur-, Freizeit- und Touristikorganisation mit über 650.000 Mitgliedern in 17 Ländern, davon rund 120.000 in Deutschland
  • treten für eine demokratische und sozialistische Gesellschaftsordnung ein
  • sind parteipolitisch und religiös unabhängig
  • setzen sich für Völkerverständigung, Frieden und Abrüstung ein
  • setzen sich für Natur und Umweltschutz sowie den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage ein
  • betreiben kulturelle, sportliche und touristische Fachgruppen
  • unterhalten ein umfangreiches Häuserwerk

Wer sind wir? – Was wollen wir?

Die NaturFreunde sind eine internationale Umwelt-, Kultur-, Freizeit- und Touristikorganisation mit etwa 700.000 Mitgliedern in über 20 Ländern der Erde. Die NaturFreunde wurden 1895 in Wien von österreichischen Sozialisten gegründet und blicken somit auf eine schon mehr als 100-jährige Geschichte zurück.

Die NaturFreunde fördern wirksamen Natur- und Umweltschutz, der die natürlichen Lebensgrundlagen sichert. Wir treten ein für einen nachhaltigen Umgang mit Energien und Rohstoffen, der allein die Erde auch für künftige Generationen lebenswert machen kann. Die NaturFreunde bekennen sich als Bestandteil der Arbeiterbewegung zu einer demokratischen und sozialistischen Gesellschaftsordnung. Im Gegensatz zu vielen anderen Umweltorganisationen sind wir der Ansicht, dass kapitalistisches Gewinnstreben eine der Hauptursachen für die fortschreitende Umweltzerstörung ist.

Die NaturFreunde treten für Völkerverständigung, Frieden und Abrüstung ein. Bei internationalen Begegnungen knüpfen NaturFreunde grenzüberschreitende Kontakte, lernen andere Kulturen kennen und verstehen und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Frieden. Die NaturFreunde organisieren sich neben den Ortsgruppen in verschiedenen Fachgruppen, um gemeinsam ihren kulturellen, sportlichen oder touristischen Interessen nachzugehen. Bei der Sportausübung in der Natur stehen gemeinschaftliches Erleben und ein schonender Umgang mit der Natur im Vordergrund.

Die NaturFreunde haben ein einmaliges Häuserwerk geschaffen, das für alle Menschen offen steht – fast 500 Häuser in Deutschland und über 1.000 in Europa. Die NaturFreunde bieten jung und alt vielfältige Möglichkeiten, sich zu engagieren – vor Ort oder in überregionalen Zusammenschlüssen, bei Diskussionen und Planungen oder in ganz praktischer Arbeit: für eine lebenswertere Gesellschaft, für eine naturfreundliche Welt.

Ein paar Daten zu unserer Geschichte

  • 1895

werden die Naturfreunde in Wien von dem Volksschullehrer Georg Schmiedel, dem Sensenschmied Alois Rohrauer sowie dem damaligen Studenten und späteren österreichischen Kanzler Karl Renner gegründet. Ziel des Vereins war es, die Arbeiter aus dem Elend der Städte heraus in die Natur zu führen, um sie dort zu gebildeten und klassenbewussten Menschen werden zu lassen. Ihr Gruß „Berg Frei“ stand für die Forderung, allen Menschen – und nicht nur den reichen Grundbesitzern – den Zugang zur Natur zu ermöglichen. Die Idee der Naturfreunde wurde vor allem von wandernden Arbeitern verbreitet, in vielen Orten entstanden neue Gruppen und 1905 wurde in München die erste Ortsgruppe in Deutschland gegründet.

  • 1907

entstand das erste Naturfreundehaus auf dem Padasterjoch in den Stubaier Alpen. Da den Naturfreunden bei ihren Wanderungen die teuren bürgerlichen Unterkunftsmöglichkeiten ohnehin nicht zur Verfügung standen, errichteten sie in mühevoller Handarbeit in ihrer knappen Freizeit immer mehr Naturfreundehäuser.

  • 1911

gründeten 32 Personen die erste NaturFreundegruppe, die Ortsgruppe Köln im Rheinland. Bald gründeten sich in weiteren Städten im Rheinland und Westfalen weitere Gruppen.

  • 1919

Einweihung des ersten Kölner Naturfreundehauses in Weyerhof bei Honrath

  • 1925

wurden die Naturfreunde-Ortsgruppen in Deutschland zu einer Reichsgruppe zusammengefasst, eine Geschäftsstelle in Nürnberg wurde eingerichtet. Ein Jahr später wurde die Naturfreundejugend Deutschlands als eigenständige Jugendorganisation im Gesamtverband gegründet.

  • 1933

gelangt der Nationalsozialismus in Deutschland an die Macht, als eine der ersten Organisationen werden die Naturfreunde verboten, ihr Vermögen wird beschlagnahmt und viele ihrer Mitglieder verhaftet und verfolgt. Nach dem Ende des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkriegs begannen

  • 1945

die ersten Ortsgruppen, sich wieder zu gründen und ihre Aktivitäten aufzunehmen.

  • 1948

wird die wieder gegründete Bundesgruppe der Naturfreunde Deutschlands wieder in die Naturfreunde-Internationale aufgenommen.

  • In den 50er und 60er

Jahren beteiligten sich die Naturfreunde an den Kämpfen gegen Remilitarisierung, Atombewaffnung sowie an der Ostermarschbewegung. In vielen Regionen treten die Naturfreunde offensiv für den Erhalt von Naturdenkmälern und wertvollen Lebensräumen ein.

  • 1989

begann die Naturfreunde-Internationale mit ihrer Kampagne „Landschaft des Jahres“, die grenzüberschreitende und besonders erhaltenswerte Landschaften in den Mittelpunkt stellt. Gemeinsam mit Initiativen vor Ort werden Forderungen für eine nachhaltige Entwicklung der Region erarbeitet, vielfältige Veranstaltungen bringen (nicht nur) Naturfreunden diese Landschaft näher.

Bisherige Landschaften des Jahres waren:

  • 1989 Bodensee (A, CH, D)
  • 1990 Neusiedlersee (A, H)
  • 1991/92 Eifel / Ardennen (B, D)
  • 1993/94 Odermündung (D, PL)
  • 1995/96 Alpen (A, CH, D, F, I)
  • 1997/98 Maas (B, D, NL)
  • 1999/2000 Böhmerwald / Sumava (CZ, D)
  • 2001/02 Das Alte Flandern (B, F)
  • 2003/04 Lebuser Land (D, PL)
  • 2005/06 Jura (CH, F)
  • 2007-09 Donaudelta (ROM, UKR)
  • 1995

begingen die Naturfreunde mit einer Vielzahl von Veranstaltungen ihr hundertstes Jubiläum. Die Ortsgruppe Düsseldorf veröffentlichte aus diesem Anlass das Buch „Die Düssel – Naturfreunde erkunden eine Landschaft“ mit naturkundlichen und historischen Beschreibungen dieses Flusses und seiner Umgebung.

  • 2001

schlossen sich die bisher selbständigen Landesverbände Rheinland und Westfalen zum Landesverband Nordrhein-Westfalen der NaturFreunde zusammen

  • 2010

Allein 82.000 NaturFreundinnen und NaturFreunde gibt es in Deutschland. Sie koordinieren Arbeit und Projekte auf regionaler bzw. örtlicher Ebene. An der Basis arbeiten allein in Deutschland 680 Ortsgruppen, die auch die rund 450 Naturfreundehäuser bewirtschaften.

Von Anfang an haben haben die NaturFreunde es als ihre Aufgabe angesehen, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten – nicht in spektakulären Aktionen, sondern durch engagierte Arbeit vor Ort. Traditionell orientieren sich die NaturFreunde am Leitbild der Nachhaltigkeit und setzen dies in ihrer Projektarbeit, in Kultur, Sport, Reisen und Erholung und Bildung in den Naturfreundehäusern um. Dazu kooperieren sie mit Partnerorganisationen und beteiligen sich durch Mitgliedschaften, beispielsweise im Deutschen Naturschutzring, dem Dachverband der Umweltverbände.

Natur- und Umweltschutz fördern und selbst praktizieren

Aktiver Einsatz für die Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Lebensgrundlagen; z.B. Naturfreundehäuser nach ökologischen Gesichtspunkten umgestalten

Flusslandschaft des Jahres 2010/2011

Die NaturFreunde Deutschlands haben die „Emscher“ zur Flusslandschaft des Jahres ausgerufen und unterstützen hiermit die Emscher Genossenschaft bei ihren Bemühungen die Emscher zu renaturieren.

Sport

vielseitig, gemeinschaftlich und umweltverträglich: sportliche Betätigung, z.B. Wandern, Reisen, Camping, Bergsteigen, Wintersport, Wassersport und Rad fahren

Kultur

erleben – erkennen – handeln: Förderung der musischen, kulturellen und heimatkundlichen Betätigung auf den Gebieten bildender Kunst, Literatur, Theater, Film, Foto, Musik, Sprachen und Tanz

unterwegs auf die sanfte Tour

Veranstaltung von umwelt- und sozialverträglichen Reisen in Form von Freizeiten, Bildungs- und Studienaufenthalten, internationalen Begegnungen und Sozialtourismus; Aktivitäten zur Kinder- und Jugenderholung

naturkundliches und ökologisches Wissen vermitteln

Anlage und Unterhaltung von Sammlungen und Büchereien, Herausgabe von Zeitschriften und Druckwerken, Veranstaltung von Vorträgen, Seminaren, Ausstellungen oder ähnlichem;

Naturfreundehäuser für alle offen

Erwerb, Bau, Verwaltung und Betreuung von Naturfreundehäusern als Wanderheime, Ferienheime, Familienferienstätten, Bildungsstätten, Jugendherbergen, Zeltplätze, Kultur- und Jugendheime

Demokratisches Miteinander über Grenzen hinweg

in Begegnung und Gespräch mit anderen das Gemeinsame suchen und finden; für das friedliche Miteinander in der Einen Welt eintreten.

100 Jahre NaturFreunde in Deutschland

Im Juli wird es 100 Jahre her sein, dass die zehn Jahre zuvor in Wien entstandene Naturfreunde-Idee in München Fuß faßte. Von dort aus breitete sich der Naturfreundegeist schnell im Reich aus und kam 1911 ins Rheinland, nach Cöln. Was hat der Verein, was haben seine Mitglieder in diesem Jahrhundert alles erleben und auch erdulden müssen! Das Kaiserreich, in dem alle argwöhnisch beobachtet und drangsaliert wurden, die sich für die Besserstellung der Arbeiterfamilien einsetzten; den von einem dumm-protzigen Kaiser aller Deutschen willkürlich begonnenen Krieg, den die Bürger führen mußten und an dem sie nichts verdient haben, aber alles verlieren konnten; die harten Nachkriegsjahre mit Inflation und Wirtschaftskrise; den Terror der faschistischen Verbrecherclique, die den Verein verbot und enteignete und viele seiner führenden Mitglieder verfolgte; der wahnsinnige Krieg – länger, grausamer und entbehrungsreicher als der vorhergehende.

Dann kam der Wiederaufbau nach 1945 – nicht nur der Städte, der Fabriken, Schulen, Universitäten – auch des gesellschaftlichen Lebens und damit der Naturfreunde. Als jedermann / jede Frau genug damit zu tun hatte, für sich und die Familie Trinken, Essen, Kleidung und Wohnraum zu beschaffen, blieb die Zeit, einen so komplexen Verein samt seiner vielen Häuser – an die 500! – aufzubauen.

In der Rückschau erscheint mir das wie ein Wunder. Ich knüpfe daran eine Hoffnung: Wenn es gelungen ist, in wirtschaftlich viel schwierigeren Zeiten als heute diesen Verein mehrmals neu zu organisieren – ab 1905 bei ungleich längerer wöchentlicher Arbeitszeit und ohne gesetzlich geregelten Urlaub, in den 20er Jahren mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, nach 1945 aus einem totalen Nichts heraus – dann werden wie es schaffen, den Verein in seinem zweiten Jahrhundert zu stärken.

Eine Vereinigung wie die unsrige ist notwendig in der Gesellschaft. Viele Zustände, die zu bessern unsere Gründer angetreten sind, haben sich tatsächlich geändert. Abgesehen, dass noch genug zu tun ist und dass immer neue Abhängigkeiten und Einschränkungen gefunden werden, um dem „kleinen Mann“ und die Natur auszunutzen – abgesehen davon haben diejenigen, die über das Wohl und Wehe des Volkes bestimmen (trotz Demokratie!), damit begonnen, das Rad der gesellschaftlichen Entwicklung zurück zu drehen. Im Jahrhundert unseres Bestehens ging es – abgesehen von Krieg und Gewaltherrschaft – eigentlich immer aufwärts; nun geht es mit Wohlstand und Bürgerrechten erstmals bergab. Die Naturfreunde gehören zu denen, die sich wehren.

Hans Peter Schmitz